Diskussionsrunde der Direktkandidaten in der Aula der Schule am Falkplatz - Informationsgehalt gering? Austausch bekannter Statements? Keine wirkliche Diskussion mit den Bürgern? Mit diesen Argumenten sagte Wolfgang Thierse (SPD) seine Teilnahme an der Veranstaltung am Dienstag (7. Juli 2009) ab. Die über 100 Anwesenden sahen das sicherlich nicht so!
Die zeitliche Begrenzung und die Themenbreite wurden bis aufs Äußerste ausgereizt: Von Hartz IV, Afghanistan-Einsatz, für und wider einem gesetzlichen Mindestlohn, zur Rentenangleichung, weiter zum Nichtraucherschutz bis zur Energiedebatte.
„Das war schon ein Parforceritt. Es hat aber Spaß gemacht. Wer sagt, dass die Bürger Politik verdrossen seien oder dass solche Veranstaltung Quark seien – ich kann es nicht verstehen“, so CDU-Kandidat Gottfried Ludewig kurz danach. „Thierse geht in Rente. Sein Engagement hat er ja in Pankow schon eingestellt“, schiebt er mit einem verschmitzen Lächeln nach.
Das Publikum war so bunt gemischt wie der Bezirk: Von Studenten, die frenetisch Beifall klatschten, wenn es darum ging die Studienbedingungen zu verbessern, über Mütter, die sich um die Kindertagesbetreuung und Grundschulplätze sorgten bis hin zu jungen Linken und DDR-Alt-Kadern, für die die DDR das bessere Deutschland war und die ansonsten keine divergierenden Meinungen tolerieren wollten.
Die Diskutanten waren neben Gottfried Ludewig: Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der Links-Partei im Abgeordnetenhaus, Stefan Liebich, der frank und frei eingangs bekundete, auch in die SED eingetreten zu sein, sofern er gekonnt hätte. „Was soll man dazu noch sagen? Das mit der Gnade der späten Geburt meinte Helmut Kohl anders. Die Linkspartei hat anscheinend auch im Jahre zwanzig nach der Friedlichen Revolution immer noch ein Problem mit der freiheitlichen und rechtsstaatlichen Demokratie“, so Ludewig.
Ebenso saß auf dem Podium der Fraktionsvorsitzende der FDP im Abgeordnetenhaus, Martin Lindner, der gewohnt angriffslustig auch noch die absurdesten Thesen parierte. Von den Grünen schickte sich der Direkt-Kandidat Heiko Thomas an, die illustre Runde zu erweitern. Die teilweise hitzige und emotionale Diskussion wurde auch noch durch einen Spaßkandidaten komplettiert, der mit seinem Mentor und Aussagen für einiges Stirnrunzeln der Anwesenden sorgte.
Gottfried konnte sich bei dem Schlagabtausch zwischen den arrivierten Berufspolitikern ein wenig zurücklehnen und mit Augenmaß argumentieren. „Solche Abende sind für Hahnenkämpfe zu schade. Es geht um die Anliegen der Bürger. Ich bin gekommen, um in erster Linie ihnen zuzuhören und erst in zweiter Linie, sie von meiner Politik zu überzeugen. Aber dieses kann man nur mit Argumenten. Es hat Spaß gemacht“, so Ludewig resümierend.